Über die Dringlichkeit zu stören
in: ST/A/R - Magazin für Städteplanung, Architektur und Religion, #66, Herbst 2019.
Wie können Studierende ihren Lehrplan und die Forschung aktiv mitgestalten? Wie kann man die Schwelle zwischen Theorie und Praxis verringern? Und wie kann “die" Kunstgeschichte umgeschrieben und neu gedacht werden? Diese und weitere Fragen bildeten den Ausgangspunkt für Contemporary Matters, eine lose am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien verortete und von Studierenden gegründete Plattform. Gemeinsam will die Initiative das kritische Bewusstsein für die Rolle des “Zeitgenössischen” im zunehmend transdisziplinären Bereich der Kunstgeschichte schärfen. Dies erfordert, etablierte Hierarchien, Narrative und Strukturen der historischen Kulturwissenschaften, aber auch der pragmatischen Hochschulpolitik, zu hinterfragen und zu dekonstruieren. Contemporary Matters fördert diesen Diskurs durch regelmäßige Veranstaltungen, Debatten, Podcasts sowie einem Peer Reviewed Journal. Der Arbeitsprozess wächst organisch und zeichnet sich durch Kollektivität sowie einer basisdemokratischen und unhierarchischen Vorgehensweise aus, mit dem Ziel, das Gefühl von Solidarität auch über die Grenzen der wissenschaftlichen Disziplinen hinauszutragen.
Die kollektive Struktur der Initiative erlaubt es allen Beteiligten autonom zu handeln, was wiederum zu einem thematischen und methodischen Pluralismus führt. So liegt der Fokus im Wintersemester 2019/2020 beispielsweise auf der Veranstaltungsreihe Politik als Versprechen. Kunst als Werkzeug, die sich aus Lesekreisen, kritischen Spaziergängen in Begleitung von Expert*innen sowie einer Podiumsdiskussion zusammensetzt. Thematisch wird in der Veranstaltungsreihe der Frage auf den Grund gegangen, welche Positionen es aus kunst- und kulturhistorischer Perspektive zu rechtsextremen Aktionsformen, Kunstpraktiken und kontroversen Erinnerungsorten gibt. Weiters organisiert Contemporary Matters das Symposium Biodiversity and the Cultural Landscape, das am Mittwoch, 15. Januar 2020, ganztägig in der Aula am Campus der Universität Wien stattfinden und am Vorabend mit einer Filmvorführung im mumok kino eröffnet wird. Ziel des Symposiums ist es, den vom Klimawandel verursachten Verlust von Biodiversität zu diskutieren und künstlerische, aktivistische und kulturwissenschaftliche Positionen zu dem sogenannten sechsten großen Massensterben aufzeigen.
Contemporary Matters ist eine offene Plattform, der jede*r stets beitreten kann. Wir treffen uns jeden zweiten Dienstag um 18 Uhr zum Stammtisch im Café Heumarkt und freuen uns über Beiträge jeglicher Art. Mehr Informationen zu unseren Veranstaltungen sowie zur Kontaktaufnahme finden sich auf www.contemporarymatters.org.